Weinkollegs 2025
3. Weinkolleg 2025 mit Albrecht Hauber - Thema "Südafrika als Weinland"
Sehr gut besucht war das vom Weinkenner und Vereinsmitglied Albrecht Hauber geleitete Weinkolleg des Monats Mai bei den Freunden der Vinothek Bönnigheim. Erstmals konnte der neu renovierte Veranstaltungsraum im Kavaliersbau für ein öffentliches Weinkolleg genutzt werden und die 32 interessierten Besucher fanden alle ausreichend Platz und mussten sich nicht -wie bei den vergangenen Kollegs im kleinen Präsentationsraum der Vinothek- mit einem Stehplatz begnügen.
Wie immer bestens vorbereitet und mit anschaulicher Bildpräsentation unterlegt brachte Hauber seinen Zuhörern in Wort, Bild und Kostproben das Weinland Südafrika lebendig und kurzweilig nahe.
Ein Traum von ihm sei es schon sehr lange gewesen, dieses Land einmal zu besuchen und den Weinbau dort kennenzulernen. Denn: nahezu alle Auszubildenden, die er während seiner beruflichen Tätigkeit in der Weingärtnergenossenschaft Bönnigheim erlebt habe, ob sie an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Weinbau in Weinsberg oder an der Hochschule für Weinbau Geisenheim im Rheingau ausgebildet worden waren, hatten dieses Land schon während ihrer Ausbildung besuchen und erleben können. Nun hat sich Albrecht Hauber 2024 diesen Traum endlich erfüllt und jede Menge Impressionen und Informationen für die Besucher des Weinkollegs mitgebracht.
Die Geschichte des Landes mit seiner Kolonialzeit, den Jahren der Apartheit und der heutigen Spaltung in Arm und Reich unterlegte er mit anschaulichen Bildern von den riesigen Slums, bestehend aus Millionen von Wellblechhütten ohne Strom- Wasser- oder Gasanschluss. Dass die Menschen dort kaum Bildung erfahren und die Kriminalität enorm hoch sei, hatte Albrecht Hauber sichtlich erschüttert, zumal dieser Bevölkerungsanteil geschätzt 50% der etwa 65 Millionen Einwohner Südafrikas ausmacht.
Ganz anders dagegen die Geschichte des Weinbaus, der seit 1652 stetig gewachsen ist. Schon 1655 wurden die ersten französischen Rebstöcke gepflanzt und so konnte am 2. Februar 1659 der erste Wein verkostet werden. Später wurden auch Pflanzen aus dem Rheinland und aus Spanien eingeführt. 1688 kamen aus Frankreich vertriebene Hugenotten mit neuen französischen Sorten ins Land und befeuerten so den weiteren Aufschwung des Weinlandes Südafrika. Zwar galt auch dort lange Zeit das Prinzip „Quantität statt Qualität“, was wie hier bei uns zu Absatzschwierigkeiten führte. Im Jahr 1861 vernichtete die Reblaus Millionen von Rebstöcken. 1918 wurde die erste Genossenschaft gegründet. „Heute gilt nicht nur auf den riesigen Weingütern mit bis zu 18.000ha Rebfläche das Motto: Variety is our natur – Biodiversität wird besonders groß geschrieben.“, so Hauber.
Zur Verkostung kredenzte er seinen Zuhörern drei Weine: einen Weißwein der Sorte „CHENIN BLANC“, einen roten „PINOTAGE“ und einen „CABERNET SAUVIGNON“ um auch einen Qualitätseindruck dieser Weine zu übermitteln.
Sehr interessant war sein abschließender Vergleich zwischen dem deutschen und dem südafrikanischen Weinbau. Rebfläche hier: 103.000ha, Südafrika: 120.000ha. Bei uns gehen etwa 11% des erzeugten Weines in den Export, dort sind es 33%. Hier werden pro Kopf und Jahr etwa 17 Liter Wein getrunken. In Südafrika sind es nur 3,5 Liter pro Kopf und Jahr. Allerdings müsse man davon ausgehen, dass die ärmere Hälfte der Südafrikaner keinen Wein trinke, so Haubers Ergänzung.
Ganz am Schluss seines Vortrags erfuhren die Besucher des Weinkollegs, die Albrecht Hauber mit einem warmen und langanhaltenden Applaus für seine eindrücklichen Informationen dankten, dass er ganz sicher noch einmal dieses wunderbare Land mit den traumhaften Weingüter bereisen möchte und noch einen weiteren Weinland-Traum in sich trägt: Neuseeland.
Für die Freunde der Vinothek Bönnigheim e.V.
Hannelore Tiedke
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
2. Weinkolleg 2025 mit Jule Mayr, der Württembergischen Weinprinzessin 2024
Zum zweiten öffentlichen Weinkolleg der Freunde der Vinothek war Jule Mayr, die ehemalige Württembergische Weinprinzessin aus Ochsenbach in die Vinothek am Schloss eingeladen. Mehr als 25 Gäste und Vinothekare waren gekommen, um ihre Ausführungen zum Werdegang und den Aufgaben einer Weinprinzessin und ihrem persönlichen Hintergrund in Wort und Bild gespannt aufzunehmen. Schwungvoll und engagiert hielt Jule Mayer ihren sehr informativen und bestens vorbereiteten Vortrag über ihre Lebensstation als Weinprinzessin.
Die gelernte Versicherungskauffrau hat sich nach der ersten Ausbildung zur staatlich geprüften Weinbautechnikerin in mehreren Weinbaubetrieben praktisch ausbilden lassen und an der beruflichen Weinbauschule in Heilbronn Ihren Weinbautechniker erfolgreich abgeschlossen.
Außerdem hat diese junge engagierte Powerfrau schon 2016 ihren eigenen Weinbautrieb gegründet. Sie ist zwar weiterhin zu 50 Prozent in ihrem Erstberuf tätig, bearbeitet aber zusätzlich ihre 2,5ha Weinberge bei Wind und Wetter und keltert sechs eigene Weine überwiegend aus den klassischen württembergischen Sorten Riesling und Lemberger. Es gibt auch einen prickelnden Rosé-Perlwein und eine gelungene Cuvée aus Chardonnay und Weißburgunder in ihrer Produktpalette. Letztere hatte sie den Zuhörern gleich zu Beginn des Weinkollegs als „Verkosterle“ mitgebracht.
Trotz der hohen Mehrfachbelastung hat sich Jule Mayr 2023 auf das Amt als Württembergische Weinhoheit beworben und wurde nach umfangreicher Fachbefragung durch das Jurorengremium am 23. November 2023 in Massenbachhausen zur Württembergischen Weinprinzessin gekürt. Sie beschreibt dieses Jahr durch die vielen Sondertermine, die sie in der gesamten Bundesrepublik zu erfüllen hatte, als das anstrengendste Jahr ihrer noch jungen Karriere. „Ich konnte das nur leisten, da mein Arbeitgeber mich großzügig unterstützt hat.“ Sie war allein viermal in Berlin und übertrug dort ihre Leidenschaft für den Württemberger Wein bei großen Veranstaltungen wie beispielsweise der Stallwächterparty der Baden-Württembergischen Landesvertretung.
Zum Ende ihrer kurzweiligen Ausführungen bekannte Jule Mayr, dass es ihr bei den vielen Repräsentationsaufgaben manchmal schwer gefallen sei, sich bei politischen Themen zum Weinbau zurückzuhalten. Die vielen Einschnitte, Vorschriften und Veränderungen für jeden einzelnen Winzer und der Umbruch in der gesamten Weinbranche, dessen Folgen heute noch nicht absehbar seien, mache schon heute den Weinerzeugern große Sorgen und mancher denke über ein Aufhören nach. Dennoch strahlte die Referentin große Zuversicht und ein überdurchschnittliches Engagement für die Zukunft des württembergischen Weinbaus aus. Der anschließende kräftige Applaus unterstrich die Aussage eines Zuhörers, dass die Weinbranche „genau solche engagierten junge Menschen wie Sie, Jule Mayr, braucht!“
Text und Fotos: Hannelore Tiedke
1. Weinkolleg 2025 vor Ort in der Weinkellerei Kölle
Der Einladung der Freunde der Vinothek Bönnigheim zum ersten öffentlichen Weinkolleg des Jahres waren 35 Gäste und Vinothekare gefolgt und konnten vom gut gelaunten und sehr gut vorbereiteten Gastgeber Heinz Kölle in seiner „Fassdaube“ pünktlich um 15 Uhr am vergangenen Samstag begrüßt werden. Es war alles angerichtet für einen abwechslungsreichen und informativen Nachmittag zum Thema „Roséweine, Frühlings- und Sommerweine von Lachsrosa bis Ziegelrot“.
Zunächst erfuhren die Teilnehmer einiges über die Bezeichnungen Rosé, Weißherbst, Schiller, Badisch Rotgold und Rotling. Der Schillerwein, der ausschließlich in Württemberg erzeugt wird und eine geschützte Markenbezeichnung ist, wird immer aus weißen und roten Weinen hergestellt, während beim fränkischen Rotling bereits ein gemischter Satz Trauben abgepresst wird oder spätestens die Maische aus weißen und roten Trauben bestehen muss. Ein Weißherbst wird immer aus nur einer Traubensorte hergestellt.
Die helle lachsrosa bis ziegelrote Farbe erhalten die Roséweine, die aus allen roten Trauben hergestellt werden können und häufig auch eine Cuvée sind, durch sehr vorsichtige Pressung, teilweise auch durch einen sogenannten „Saftabzug“. Das heißt, das Herauspressen des hellroten Traubenmostes erfolgt durch das Eigengewicht der Trauben schon während der Lese, dem Transport und einer kurzen Standzeit von ca. 5-6 Stunden in der Kellerei. Als besonderer Nebeneffekt ergebe sich durch diesen Abzug, dass die verbleibenden Rotweine deutlich kräftiger in Farbe und Geschmack seien, so Heinz Kölle.
Während seines eineinhalb stündigen Vortrags konnten die Gäste sowohl einen fruchtigen Rosé als auch einen Blanc de Noir aus Samtrottrauben verkosten. Letzterer zähle zu den Weißweinen und müsse so hell gekeltert sein, dass er keinen Rotton habe und höchstens golden im Glase schimmere.
Eine lebendige Fragerunde aus dem Publikum ergänzte dieses gelungene Fortbildungskolleg, wobei auch der Stellenwert der Roséweine im Hause Kölle zur Sprache kam. Obwohl diese Weine nur etwa 10% der gesamten Erzeugung der Weinkellerei Kölle betragen, spielen sie in Verbindung mit den Weißweinen des Hauses eine zunehmende Rolle, was der steigende Absatz dieser Sommerweine zeige. „Die Rotweine werden hauptsächlich in den Wintermonaten verlangt, sind aber in der Menge deutlich rückläufig was den Absatz anbelangt“, so Heinz Kölle in seinen Ausführungen. Er ergänzte: „Überwiegend junge Leute tendieren zu den Roséweinen, besonders, wenn sie nicht zu trocken ausgebaut sind, zumal der etwas höhere Restzuckeranteil bei feinherben oder auch fruchtigen Weinen als Geschmacksträger besonders in dieser Konsumentengruppe deutlich Anklang findet“, beendete Heinz Kölle seine Ausführungen. Mit großem Applaus bedankten sich die Gäste und die Freunde der Vinothek Bönnigheim für den informativen Nachmittag im Hause Kölle.
Für die Freunde der Vinothek Bönnigheim e.V.
Hannelore Tiedke
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit