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Weinkollegs 2023

Weinkolleg mit Albrecht Hauber zum Thema "Wein-Wettbewerbe, -Prämierungen und –Auszeichnungen"

Sehr gut besucht fand das letzte Weinkolleg des Jahres 2023 am ersten Adventswochenende in der Vinothek in Bönnigheim statt. Albrecht Hauber, Vereinsmitglied bei den „Freunden der Vinothek Bönnigheim e.V.“, berichtete aus seinem langjährigen, umfangreichen Erfahrungsschatz als geschäftsführendem Vorstand der heutigen WG-Stromberg-Zabergäu. Seinen Vortrag eröffnend bekannte der Referent, dass die Vorbereitung eine Mammutaufgabe gewesen sei, zumal in den letzten 40 Jahren die Anzahl der Weinwettbewerbe in Deutschland „fast inflationär gestiegen“ sei.

 

Um hier ein wenig Licht in den Dschungel von Prämierungen zu bringen strukturierte Hauber  zunächst sehr allgemein in die drei Kategorien: produktspezifische, betriebsspezifische und personenspezifische Auszeichnungen. Immerhin gibt es vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft eine Auflistung aller anerkannten Auszeichnungen und Gütezeichen. Das heißt aber auch, dass es unüberschaubar viele nicht anerkannte Prämierungen und Auszeichnungen gibt, die dann aber auf den Etiketten der Weine auch nicht verwendet werden dürfen. Wohl aber für die Werbung für den Betrieb. Zur Liste der 28 anerkannten Institutionen gehören Ministerien, Weinbauverbände der verschieden Weinregionen Deutschlands, aber auch renommierte Fachzeitschriften und Verlage, die insgesamt 45 Weinauszeichnungen in ihren Veranstaltungen ausloben und durchführen. 

 

Im zweiten Schritt erklärte der Referent die möglichen Prüfsysteme. Am bekanntesten sei ein einheitliches 5-Punkte-Schema wie beispielweise bei der QbA-Prüfung als Landesprämierung. Vorbedingung für die zu prüfenden Weine sind hier Farbe, Klarheit und Qualitätsstufe. Sind diese Kriterien erfüllt, werden in Blindverkostung durch fünf Prüfer, von denen einer immer ein Laie ist, die Weine nach Geruch, Geschmack und Harmonie bewertet. Die Fachleute hierzu haben alle einen Prüferpass, für den sie nach einer Sensorikschulung eine Prüfung ablegen mussten. Es werden nun maximal 5 Punkte pro Wein vergeben,  wobei ein Punkt fehlerhaft bedeutet und danach die Notenscala befriedigend, gut, sehr gut und ausgezeichnet angewendet wird. Deutlich differenzierter sei das 100-Punkte-Schema, nach dem die meisten großen, auch internationalen Prämierungen, vorgehen. Die DLG-Bundesspreis Prämierung -die es schon seit 1951 gibt- arbeitet damit, aber auch der Vaihinger Löwe, der jedes Jahr die besten internationalen Lemberger trocken prämiert. Bekannt sind auch Weinführer und Weinkritiker verschiedener Verlage wie Vinum, Robert Parker, Gault Millau, Falstaff u.a. Hier erfuhren die Gäste, dass noch niemals ein Wein mit 100 Punkten ausgezeichnet worden sei, da er dann absolute Weltklasse, sehr selten, ein rarer Top-Wein und aus allerbestem Jahrgang sein müsse.

 

Nach vielen weiteren Beispielen und einer regen Beteiligung der Weinkollegianer beschloss Albrecht Hauber nach eineinhalb Stunden seinen Vortrag mit den Gedanken zum Nutzen von Auszeichnungen für die Betriebe und der Frage, wohin eine solche Inflation von Preisen und Prämierungen auf Dauer führen wird, zumal fast jährlich neue Veranstalter hinzukommen, wie die Berliner Weintrophy, bei der seit 2004 jährlich mehr als 14.000 internationale Weine aus 40 Ländern verkostet und geprüft werden. Da war so mancher Weinkollegianer froh, dass es während dieses Dezember-Weinkollegs nur zwei edle Lemberger von Bönnigheimer Erzeugern zu verkosten gab, deren Qualitäten aber bei jeder Prüfung einen Preis verdient hätten. Sichtlich erschöpft von den vielen Zahlen und Fakten bedankten sich die Gäste mit großem Applaus und einem kleinen Weinpräsent bei Albrecht Hauber.

 

Text: H. Tiedke     Fotos: H. Tiedke/M.Schmälzle

Bilder mit weihnachtlicher Dekoration aus der Vinothek

Weinkolleg vor Ort mit Thomas Eberbach zum Thema "drei ´gleiche` Lemberger aus unterschiedlichen Terroirs

Mehr als zwanzig Gäste und Vinothekare hatten sich zum Weinkolleg vor Ort im Keller der WG Stromberg-Zabergäu  zum November-Weinkolleg eingefunden. Diesmal hatte der Leiter Oenologie und Technik, Thomas Eberbach, zu einem „Lemberger-Thema“ eingeladen. Drei Weingläser standen vor jedem Gast, in diese wurden aus dem Jahrgang 2021 drei noch in den Barrique-Fässern lagernde Lemberger eingeschenkt, die auf ganz unterschiedlichem Terroir, in unterschiedlichen Lagen für die Premium Serie „SIGNUM“ –maximal 60 kg Trauben je Ar dürfen heranreifen- im Keller vorgesehen sind. Alle drei stammen von mindestens zwanzig Jahre alten Reben, sind sogar vom gleichen Lemberger-Klon „Elite“ und wurden im Keller absolut gleich lange auf der Maische vergoren und alle drei im November 2021 in neue Barrique-Fässer gefüllt, wo sie nun seit 24 Monaten reifen. 

In den Gläsern leuchtete ein tiefes Rubin-Dunkelrot der noch unfiltrierten Weine den Weinkollegianern entgegen. „Bei diesen Weinen gilt es vom Kellermeister“, so Thomas Eberbach, „ein kontrolliertes Nichtstun von Anfang an als Devise zu beherzigen.“ Nur so entwickle jeder Wein seinen eigenen Charakter, entfalte seine ganz fein nuancierten Aromen und reife nur so zu einem Spitzenprodukt heran. 

Um das auch selbst erschmecken zu können kredenzte er seinen Gästen jeweils einen Lemberger aus Neipperg, einen aus Brackenheim und einen aus Bönnigheim. Gespannt warteten die Kollegianer auf den ersten Schluck, um die möglichen unterschiedlichen Körper dieser Weine zu erfahren. 

„Der Wein im ersten Glas braucht noch ein wenig Unterstützung“, meinte eine Teilnehmerin sogleich. „Vielleicht könnte er eine kleine Zugabe zum Beispiel von einem hochwertigen Cabernet Franc vertragen?“, ergänzte ein Teilnehmer und wusste auch, dass bis zu 15% eines anderen Weines rechtlich möglich seien. Die Probe im dritten Glas hatte viel kräftigere Tannine und „könnte ruhig noch länger in Ruhe reifen“, stellte ein anderer Teilnehmer fest. „Die oxidative Atmosphäre in den kleinen Holzfässern, durch deren Dauben ein Sauerstoffaustausch stattfinden kann, ist für die Reifung der Rotweine unbedingt erforderlich. Hierdurch werden die Tannine länger und weicher“, ergänzte Thomas Eberbach für seine Zuhörer. 

Ein so reger Gedankenaustausch auch über neue Klone, die resistenter sind und auf wärmeres Klima besser reagieren können, steigerte die Spannung auf die Auflösung der Frage: „Welcher Lemberger ist denn nun auf welchem Terroir herangereift?“. Diese löste der Referent schmunzelnd entgegen aller Spekulationen auf. Am weitesten entwickelt, nämlich schön voll in den Aromen, weich und mit vollem tragenden Körper war der im mittleren Glas, der Bönnigheimer. Noch etwas harte Tannine waren im Neipperger erkostet worden, und der noch ein wenig Unterstützung einfordernde war der Lemberger vom Brackenheimer Zweifelberg, dessen „Vorfahren“ schon Theodor Heuss als Bundespräsident bei Staatsempfängen in Bonn „hoffähig“ gemacht hatte. Mit herzlichem Applaus und einem kleinen Weingeschenk bedankten sich Vorstand und alle Gäste für diese besondere Lehrstunde bei Thomas Eberbach.

 

 

Text und Fotos: H. Tiedke

Eindrücke aus dem Weinkolleg vor Ort in der Kellerei

Weinkolleg mit Hans-Joachim Jaeger zum Thema "Spätburgunder" am 7. Oktober 2023

Ehrenvorstand Hans-Joachim Jaeger bekennt sich zur Diva der Rotweine

 

So brechend voll war es in dem kleinen Präsentationsraum der Vinothek am Schloss schon lange nicht mehr. Mehr als 30 Vinothekare und Besucher waren zum 10. Weinkolleg des Jahres in die Vinothek Bönnigheim gekommen. Hans-Joachim Jaeger hatte eingeladen und das Thema ausgesucht: „Der Spätburgunder in seiner Abstammung, seinem Charakter, seiner Historie und seiner Bedeutung bei uns in Württemberg, in Deutschland und sein weltweiter Rang“. Den Schwerpunkt diese Weinkollegs  hatte der seit dem Gründungsjahr 2007 äußerst aktive und langjährige frühere Vorsitzende der „Freunde der Vinothek Bönnigheim“ auf die „launische Diva“ der Rotweine jedoch nicht nur in der Theorie gelegt. Im praktischen Teil des Kollegs untermauerte er all seine wohlstrukturierten Gedankengänge durch eine 12er- Weinprobe mit Spätburgundern aus acht deutschen Weinbaugebieten, einem Südtiroler, einem kalifornischen Pinot Noir und zwei Kostproben aus dem Mutterland der Burgundersorte: Frankreich. Diesen Teil widmete er allen Gästen und Freunden der Vinothek als Geschenk zu seinem 86.sten Geburtstag, den er am nächsten Tag feiern durfte.

 

Bevor jedoch verkostet und besprochen werden durfte, schöpfte Jaeger aus seinem reichen Erfahrungsschatz als Weinkenner und Weingenießer und versorgte seine aufmerksamen Zuhörer mit vielen interessanten Informationen. „Vermutlich gibt es diese sehr alte Rebsorte seit ca. 2000 Jahren und sie stammt mit großer Sicherheit in direkter Linie von der Wildrebe ab“, begann Jaeger mit den Fakten seiner Ausführungen. Außerdem seien sehr viele Burgundersorten Abkömmlinge des Pinot Noir, der seinen Namen wohl von der Form und dem äußerst engen Beerenstand der Trauben habe. Vergleichbar mit einem Zapfen der Pinie- eine Kiefernart, die im Burgund schon sehr früh weit verbreitet war. Die Rebe ist in kühleren Weinbaugebieten beheimatet und könnte mit dem fortschreitenden Klimawandel vielleicht bis Großbritannien oder in die nordischen Länder vorrücken. „Sie ist anspruchsvoll im Anbau mit ihrer Dünnhäutigkeit der Beeren und der Anfälligkeit für Pilzkrankheiten“, aber auch im Keller zeige der Pinot Noir seine ´Divenhaftigkeit´. Die Weine oxidieren leicht und zeigen dann einen bräunlich-roten Farbton im Glas“, erfuhren die Weinkollegianer vom Referenten. Da die Sorte gute Lagen mit tiefgründigen, warmen, mittelschweren Böden benötigt, fand sie durch die klösterliche Weinbautradition im Burgund und der Ausbreitung des Zisternzienserordens nach Osten immer weitere Verbreitung, die nach ganz Europa ausstrahlte. Bei uns im Südwesten ist sie schon „unglaublich früh“ dokumentiert, da Kaiser Karl III. genannt der Dicke, diese Rebsorte bereits im 9.Jahrhundert am Bodensee, dem „Schwäbischen Meer“ anpflanzen ließ. Allerdings sind hier in Württemberg nur ca. 900ha mit ihr bestockt, während die Gesamtrebfläche in Deutschland 11.602 ha im Jahr 2021 betrug, so die Recherchen von H.J. Jaeger. Weltweit werden derzeit 87.000ha angebaut und der Pinot Noir gehöre zu den bekanntesten und allerbesten Sorten. In Frankreich gehöre er zu den Spitzenpreisklassen „und ist in der Champagne ein wichtiger Teil der drei klassischen Grundweine des Champagners, denn er verleiht den edlen Schaumweinen Tiefe und Ausdrucksstärke“, beendete Jaeger seine theoretischen Ausführungen. 

 

Einer der Schwerpunkte der praktischen Entdeckungsreise durch die Welt des Spätburgunders, waren für Jaeger die Einflüsse des Terroirs, der Lage und der klimatischen Bedingungen auf die Stilistik und des Charakters der jeweiligen Weine, die er für den zweiten Teil des Kollegs ausgesucht hatte. 

 

So konnten die Teilnehmer auch praktisch dem schwäbischen Bodag´fährtle nachgehen und die ersten Weine aus Franken, der Ahr, dem Rheingau und Rheinhessen „erschmecken“.  Schnell war eine erstaunliche Übereinstimmung der Gäste bei den Spätburgundern, die auf Lössböden gedeihen, entdeckt worden. Sie wirkten abgerundeter, filigraner und klarer im Körper als manche noch sehr jungen Spätburgunder, die auf Kalksteinböden gewachsen sind. Ein besonderes Erstaunen löste das erste Schlückchen des Kalifornischen Pinot Noirs aus. Dieser hatte nicht nur einen sehr hohen Restzuckergehalt, sondern war in gebrauchten Portweinfässern gereift. Für die meisten Anwesenden ein nicht unbedingt „trinkiger“ Spätburgunder, eine Beschreibung, die von den Südtiroler Weinfreunden für leichte, schöne Weine gerne verwendet wird.

 

Im weiteren Verlauf der Weinprobe berichtete H.-J. Jaeger noch von einer besonderen Bruderschaft, die im Burgund bereits 1703 gegründet worden war und 1934 wiederbelebt wurde. Ihr Symbol ist ein „Tastevin“, ein kleines silbernes Weinprobiergefäß, das an einem Ordensband um den Hals getragen wird, konnten die gespannt lauschenden Gäste sogar in die Hand nehmen, denn der Referent hatte eines mitgebracht! Diese Bruderschaft hat sich zur Aufgabe gemacht hat, das Image und die Bekanntheit der Weine aus dem Burgund besonders auch im Ausland zu fördern. Dazu gibt es pro Jahr zwei riesige Verkostungsevents mit etwa 250 Juroren. Das Weingut, das hier Preise erzielt, wird tatsächlich „zum Ritter geschlagen“ von den Chevaliers du Tastevin, die etwa 12.000 Mitglieder  zählen. Das Motto der „Ritter des Probiergefäßes“ lautet: „Es ist nicht gut, der sich bemüht, nicht besser zu werden.“

 

Standig Ovations und viele lobende Dankesworte von Vorstandsmitgliedern und Mitstreitern in der Vinothek rundeten das außergewöhnliche und seinesgleichen suchende „Geburtstags-Weinkolleg“ in nicht enden wollenden Applaus ab. Freudig konnte Hans-Joachim Jaeger in stiller Rührung diese Ovationen annehmen. Sie galten aber auch für seine Gattin Marianne, die mit selbstgebackenen „neutral schmeckenden Köstlichkeiten“ -um die Geschmackssinne nicht zu verfälschen- ihren Beitrag zum Gelingen der Weinprobe beigetragen hatte. 

 

Text und Fotos: H. Tiedke

 

Ein wunderbares Weinkolleg mit vielen interessierten Zuhörern

  • Der Tastevin

Weinkolleg mit Andreas Reichert zum Thema "Riesling von der Saar bis nachFranken" am 9. September 2023

Zu dem besonders interessanten Weinkolleg über den Riesling fanden sich mehr als 20 Gäste am Samstag in der Vinothek am Schloss in Bönnigheim ein. Der Referent, Andreas Reichert, ehemaliger Kellermeister der Weingärtner Cleebronn-Güglingen e.G., berichtete sehr launig und äußerst kompetent von seiner 14-tägigen Fahrradtour und den dabei besuchten fünf Weingütern entlang der Flüsse von der Saar über die Mosel, den Mittelrhein, das Rheingau bis zur Mainschleife nach Franken. 

Schon während seiner Fassküferausbildung, sowie des Studiums in Geisenheim und Weinsberg und nicht zuletzt während seiner Arbeit in der Felsengartenkellerei Besigheim und den 14 Jahren als Kellermeister in Cleebronn war ihm der Riesling als „sein Steckenpferd“ ans Herz gewachsen. Immerhin gehöre Württemberg zu den fünf wichtigsten Riesling-Anbaugebieten Deutschlands und es habe Zeiten gegeben, besonders vor und kurz nach dem Ersten Weltkrieg, „da war deutscher Riesling weltweit die anerkannteste und teuerste Weinsorte, die auf dem Weltmarkt mehr kostete als Burgunder- und Bordeaux-Weine“, so Andreas Reichert.  Im März 1435 sei  das Wort Riesling zum allerersten Mal in einem Dokument erwähnt worden.  „Seither wird der Riesling in Deutschlands Weinregionen kultiviert und ausgebaut“ und es könne sogar sein, dass schon die Römer den Riesling für die kühleren Regionen „in den Norden“ mitgebracht hätten. „Denn er reift spät und reagiert ausgesprochen abwechslungsreich in seine Aromen und seiner Stilistik auf die verschiedenen Terroirs der jeweiligen Weinbauregion  mit klaren mineralischen Noten und unterschiedlicher Dichte des Körpers“, erläuterte der Referent. 

Um seine historischen und verfahrenstechnischen Kenntnisse in An- und Ausbau der Rieslinge praktisch demonstrieren zu können, hatte Reichert fünf besondere Rieslinge aus den von ihm besuchten Kellereien mitgebracht und zur Verkostung für die Gäste ausgeschenkt. Schnell wurde den Teilnehmern klar, dass ein Riesling, der auf grauem Schiefer oder Tonschiefer wächst, viel kühler, schlanker daherkommt, als wenn er auf Löß-, Lehm- oder Muschelkalk angebaut wird. „Je fetter der Boden, desto fetter der Riesling“, so Reicherts Kurzformel.

„Weltweit wird er auf ca. 60.000 Hektar angebaut und belegt damit den Rang 18 aller angebauten Rebsorten.“, erfuhren die Weinkollegianer im weiteren Verlauf. Anschauliche Fotos von den Steillagen an der Mosel oder dem Mittelrhein zeigten außerdem sehr deutlich, dass Rieslinge dort sogar in Erster Lage und als Großes Gewächs gedeihen, obwohl die 70% Steigung der Häge zu abenteuerlichen Seil- und Aufzugskonstruktionen die Qualen der Bearbeitung der Weinstöcke und der Weinlese um ein Vielfaches steigern. „Aber“, so Reichert, „Qualität kommt von Quälen“.

Dies alles erführen die Vinothekare und Gäste des zweistündigen Weinkollegs mit viel Freude, neuem Wissen und hohem Genussfaktor. Ein langanhaltender, herzlicher Applaus und ein paar einheimische Tropfen als Dank unterstrich die Zufriedenheit der Teilnehmer mit  diesem hochkarätigen Referenten beim neunten Weinkolleg der Freunde der Vinothek Bönnigheim e.V.

 

interessierte Gäste beim Weinkolleg

Weinkolleg vor Ort im Weingut Dautel, das Thema "Chardonnay vom Niedernberg" am 8. Juli 2023

„Chardonnay vom Niedernberg“ lautete das Thema des achten Weinkolleg des Jahres 2023, diesmal vor Ort im Weingut Dautel in Bönnigheim. Mehr als dreißig interessierte Gäste und Vinothekare waren trotz der Hitze am vergangenen Samstag gekommen um den Ausführungen von Christian Dautel zu folgen und zwei besondere Chardonnays des nun in der 14. Generation geführten VdP-Weingutes zu verkosten.

 

Außer dem Bönnigheimer Sonnenberg trocken von 2021 konnte auch der leider schon ausverkaufte Besigheimer Niedernberg Chardonnay, ebenfalls trocken und von 2021, probiert werden. Bevor Christian Dautel seine Ausführungen zu den Chardonnays im Hause Dautel begann, begrüßte der stellvertretende Vorsitzende Joachim Mann die Anwesenden und gratulierte dem Gastgeber zu seiner besonderen Auszeichnung der Fachzeitschrift Falstaff zur Wahl zu Deutschlands Winzer des Jahres für seine „gleichermaßen brillianten Weine aus Riesling, Chardonnay, Weißburgunder, Lemberger und Spätburgunder“.
„Dass mein Vater schon in den 80er Jahren begonnen hat Chardonnay zu pflanzen, obwohl diese Weinsorte in Deutschland noch nicht zugelassen war und er nur eine Versuchsgenehmigung hatte, davon profitiere ich heute“, erklärte Christian Dautel. Außerdem habe Ernst Dautel von Beginn an Chardonnay im Barriquefass ausgebaut, was ebenfalls in Württemberg noch nicht genehmigt gewesen sei, ergänzte Christian D. Mit leicht empörtem Unterton ergänzte er, „dass dieser Wein aus Erster Lage laut Vorschrift als
Ortswein auf den Markt gebracht werden musste“. Leider sei die Lage „Niedernberg“ in Besigheim – eigentlich ein Großes Gewächs – bis jetzt auch noch nicht klassifiziert, erfuhren die Zuhörer ergänzend.


Über die Arbeit im Keller berichtete der Referent, dass der relativ kühle Jahrgang 2021 sozusagen „von Hand“ vergoren wurde, das heißt es musste keine Starterhefe zugesetzt werden. So konnte er in Holzfässern ein Jahr auf der Vollhefe liegen und kam erst an dem Tag in die Edelstahlfässer für weitere 8 Monate, an dem der neue Wein des nächsten Jahres zu gären begonnen hatte und deshalb nun die Holzfässer belegen sollte. Die Vinothekare und die Weinkenner beschrieben die beiden Chardonnays als sehr gradlinige, frische und elegante Weine, wobei die Mineralität des Chardonnays vom Niedernberg, welche überwiegend dem Muschelkalk dort zu verdanken ist, die Feinheit dieses Weines noch unterstreicht.


Mit lobender Anerkennung für die verkosteten Weine und großem Respekt vor der mühevollen Arbeit in den terrassierten Steillagen, die seit diesem Jahr zumindest beim ökologischen Pflanzenschutz durch Drohnen erleichtert wird, bedankten sich die Gäste für dieses gelungene Weinkolleg nicht nur mit großem Applaus, sondern auch mit einem edlen schokoladigen Mitbringsel beim Gastgeber Christian Dautel.

Weinkolleg vor Ort - Weingut Dautel

Weinkolleg mit Wolfgang Händel "Die Entwicklung der terrassierten Steillagen" am 01. Juni 2023

Die Pyramiden Württembergs

 

„Bei diesem Thema werde ich leider auch einiges an Negativem berichten müssen“, begann Wolfgang Händel, der Referent des fünften Weinkollegs der Freunde der Vinothek Bönnigheim e.V., seine Gedanken und Ausblicke für dieses Weinkolleg. Händel ist nicht nur Mitglied bei den ehrenamtlichen Vinothekaren in Bönnigheim, sondern auch aktives Mitglied in der WG Stromberg-Zabergäu und ein Wengerter, der selbst noch einen halben Hektar in den terrassierten Steillagen zwischen Bönnigheim und Kirchheim bewirtschaftet. 

Zunächst bot er seinen mehr als 20 Zuhörern in der Vinothek am Schloss einen kurzen historischen Rückblick in die Entstehungszeit der Terrassen-Weinberge in Württemberg. In früheren Zeiten gab es in Württemberg ungefähr 100 000ha Rebland, wovon der größte Anteil in Steillagen bearbeitet wurde, da ebenes Land Ackerland sein sollte um die Bevölkerung ernähren zu können. Bekannt ist hierzu der Spruch: „Wo ein Pflug kann gehen, soll keine Rebe stehen.“ Also pflanzten die Altvorderen in unserer Region an den Hängen entlang des Neckars und der Enz und schufteten für 5qm Trockenmauer allein drei Wochen, um auf den so entstehenden Terrassen gerade mal zwei Reihen Rebstöcke pflanzen zu können. Teilweise haben diese Weinberge einen Steilheitsgrad von 64 Grad, wie z.B. in Kirchheim/Neckar. „Die Pyramiden Württembergs“ nennt Wolfgang Händel die Trockenmauern und hat sogar einmal ausgerechnet, dass die Menge der hier verbauten Steine an die Menge der Steine heranreicht, aus der die Ägyptischen Pyramiden erbaut wurden.

Heute hat Württemberg nur noch eine Rebfläche von ca. 11 000ha. Die Bewirtschaftung unserer Steillagen habe nur dann Zukunft, wenn es noch Menschen gibt, die diese Knochenarbeit in den Weinbergen fortsetzen wollen. Hinzu komme, dass es kaum noch Fachleute gebe, die die Trockenmauern neu aufbauen oder reparieren können. Oder man benötige Fremdarbeitskräfte, die teuer bezahlt werden müssen. Außerdem verlange die Arbeit im Weinberg das 3- bis 5-fache an Arbeitszeit und die Kosten für Hubschrauber- oder Drohnenflügen für Pflanzenschutzspritzungen seien doppelt so hoch wie die frühere Handarbeit, so der Referent. Die Folgen all dieser negativen Aspekte sind bereits überall zu sehen. Steillagen verfallen, Mauern stürzen ein und gefährden vorbeilaufende Radwege und Straßen, die Landschaft verbuscht, Bäume wachsen und drücken die Mauern zusammen. „So schonungslos muss ich Ihnen, meinen Zuhörern, die Gesamtsituation darlegen“, fasste Händel seine Ausführungen zusammen, bevor er die positiven Seiten des Themas anging. Es gibt inzwischen mehrere sehr engagierte Initiativen und das Land und auch der Bund stellen für innovative Projekte in den Steillagen finanzielle Unterstützung in Aussicht. Außerdem gebe auch von der Europäischen Union mit finanzierte EIP-Agri Projekte, wobei dies die Abkürzung für die "Europäischen Innovations-Partnerschaften für Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit" ist. Ziel von EIP-Agri ist es, die landwirtschaftliche Produktion bei geringerem Ressourcenverbrauch zu steigern und dadurch nachhaltiger zu machen. So wurde ein Forschungsvorhaben finanziert und durchgeführt, welche Rebsorten für die hiesigen Steillagen geeignet seien, um die Hochwertigkeit der Weine zu erzielen, welche dann einen angemessenen Preis erzielten, damit die unvorstellbare Mehrarbeit in einem terrassierten Weinberg annähernd wirtschaftlich attraktiv wird. Die Zuhörer äußerten nach dem bisher gehörten, dass ein Flaschenpreis von 12 bis 15 Euro die Preislage sei, unter der man diese Arbeit nicht weiter leisten könne. Charaktervolle Spitzenweine müssten ab 20 Euro aufwärts erzielen können, so ein Teilnehmer. Interessant an dieser Studie war das Ergebnis, dass es nicht die traditionellen Württemberger Sorten wie der Trollinger oder der Lemberger waren, die die ersten Plätze belegten, sondern europäische Reben, die auch schon an die steigenden Temperaturen durch die Klimaerwärmung angepasst sind. Platz eins und zwei belegen die Sorten Carménère -in Italien schon angebaut- und Marselan, letzterer eine französische Neuzüchtung von 1990, die schon für die typischen Bordeaux-Weine als Sorte zugelassen wurde. Nach diesen interessanten Ausführungen brachte Händel die Kirchheimer Steillagen-Initiative mit ihren vielen ehrenamtlichen Helfern ins Gespräch und hatte zum Verkosten Proben mitgebracht, die anerkennend probiert wurden. 

Wolfgang Händels Schlussgedanke galt den Piwi-Sorten, die ebenfalls eine Möglichkeit zur Neubepflanzung von Steillagen seien. 

Wieder einmal konnten die „Kollegianer“ einen sehr intensiven und lohnenswerten Vortrag von einem Fachmann genießen, der den Vinothekaren und Gästen tiefe Einblicke in die Welt und die Nöte des Weinbaus ermöglichte.

 

Hannelore Tiedke

 

informativer Vortrag unseres Referenten

Weinkolleg mit Manfred Schmälzle "Unsere Weinregion: Württemberg" am 6. Mai 2023

Alphabetisch betrachtet belegt Württemberg, das Land der Vierteslesschlotzer, von den 13 Weinbauregionen Deutschlands zwar den letzten Platz, ist jedoch mit einem Rotweinanteil von 71% die einzige Weinbauregion, in der mehr Rot- als Weißwein angebaut wird. Um dem Württemberger Wein seine volle Wertschätzung zu schenken, legte der Referent Manfred Schmälzle sein erstes Augenmerk auf die sieben Weinregionen Württembergs, die von der Region Kocher-Jagst-Tauber und Hohenlohe im Norden bis zur Bodensee-Region bei
Kressbronn ganz im Süden reichen.

 

Als Herzstück bezeichnete der Referent das Württembergische Unterland am Mittleren Neckar entlang all seiner Nebenflüsse wie beispielsweise die zum Teil sehr steilen Lagen an Rems, Murr, Zaber oder Enz, um nur einige zu nennen. Mit anschaulichem Kartenmaterial unterstützte Schmälzle seine Aussagen und ließ die aufmerksamen Zuhörer immer wieder staunend aufhorchen. Die wirklich sehr unterschiedlichen geologischen Formationen und die unterschiedlichen Terroirs wie Gipskeuper, Löss, Muschelkalk oder Stubensandstein ermöglichen je nach Region und Lage eine so große Vielfalt an Rebsorten wie sonst nirgendwo. Hierzu trügen nicht nur die 15 heimischen Rebsorten, sondern auch mindestens neun internationale, sowie acht Neuzüchtungen und nicht zuletzt die etwa neun Piwi-Weinsorten im Anbauland Württemberg bei, so Schmälzle weiter. „Mit ca. 11.500 ha Anbaufläche ist Württemberg in Deutschland das viertgrößte Weinanbauland.“, setzte er sein äußerst akribisch recherchiertes Grundsatzreferat fort. Mit der Information, dass in Deutschland pro Kopf und Jahr durchschnittlich 24 Liter Wein getrunken würden und in Württemberg der Pro-Kopf-Verbrauch etwa doppelt so hoch sei, brachte er seine Zuhörer zum Lachen, als er dann auch noch ergänzte: „Manch ein Württemberger hat sein Wein-Soll bestimmt schon Ende Februar erfüllt!“

 

Im weiteren Verlauf Weinkollegs ging Schmälzle auf Württemberg als Genossenschaftsland ein und hob deren Rolle für Weinausbau, Weinbergpflege, Vermarktung und Vertrieb hervor. Etwa 75% der Ertragsfläche werden von den 33 Genossenschaften mit ca. 14.500 Mitgliedern getragen. 609 Weingüter, 18 Wein-und Sektkellereien sowie 724 kleinere Betriebe - teilweise als Nebenerwerb - bearbeiten die restlichen 25% und runden das württembergische Aushängeschild „Weinbau als Kulturgut und Brotwerb“ ab.

 

Begleitend zu den vertiefenden Informationen über die sieben Württembergischen Weinregionen bot Manfred Schmälzle seinen Zuhörern vier besondere Kostproben, wie beispielweise die autochtone Weinsorte „Tauberschwarz“ aus dem Taubertal zur Verkostung an. Nach zwei konzentriert erlebten Informationsstunden bedankte sich der Ehrenvorsitzende und Mitbegründer des Vereins der “Freunde der Vinothek“, Hans-Joachim Jaeger mit sehr lobenden Worten für dieses äußerst gelungene Weinkolleg, was alle Anwesenden mit einem kräftigen Applaus unterstrichen.

Text und Fotos: Hannelore Tiedke

interessierte Zuhörer

Weinkolleg mit Meik Sartorius "Rund um die Destillate - von der Frucht ins Glas" am 2. April 2023

Dass außer den vier Bönnigheimer Weinerzeugern, deren Produkte von den „Freunden der Vinothek Bönnigheim e.V.“ präsentiert werden, auch die Brennereien Bönnigheims und deren Köstlichkeiten in der Vinothek am Schloss im Verkostungsangebot sind, wussten viele der über 30 interessierten Gäste, die sich zum besonderen „Weinkolleg“ am Samstag, dem 1. April in der Vinothek eingefunden hatten, noch nicht. Um diese Lücke zu schließen, hatte der Vorstandvorsitzende, Manfred Schmälzle, nach genau neun Jahren zu dieser Fortbildung Meik Sartorius vom Obst- und Weinbaubetrieb mit eigener Edelobstbrennerei zum zweiten Male seit Bestehen der monatlichen Weinkollegs im Jahre 2010 als Referent gewinnen können. 

Meik Sartorius, der in der dritten Generation im Hause Sartorius das Brennrecht innehat, berichtete zunächst über das wohl bekannteste Produkt, die Williams-Birne, die in die Flasche hineinwächst und dann mit edelstem Williams-Christ Birnenbrand übergossen, diesen zu seinem fruchtigen Geschmack und einer goldgelben Farbe veredelt. Die aufmerksamen Zuhörer erfuhren, dass dieses Produkt vom Großvater entwickelt und patentiert worden ist. Er habe sogar die passende Flasche selbst entworfen und von einer Glashütte herstellen lassen. Ähnliche, nachgeahmte Produkte seien in Flaschen, die einen nachträglich aufgeklebten Boden haben. Mit wieviel Freude und Herzblut Meik Sartorius diese Edelbrände produziert, konnten die Kollegbesucher erkennen, als er beschrieb, wieviel Sorgfalt notwendig ist um die beste Birne aus dem Fruchtbüschel herauszusuchen. „In der Regel ist es die zentrale „Königsblüte“, deren kleine Frucht erst in die Flasche kommt, wenn sie gerade noch durch deren Hals hineinpasst. Dennoch können etwa 10-20% der Birnen nach der „In-Vitro-Reifung“ nicht weiterverwendet werden.“, so Meik Sartorius. 

Dass in seinem Hause keine künstlichen Aromen verwendet werden, versteht sich von selbst. So erfuhren die Zuhörer, wie der Williams-Birnenbrand mit Fruchtauszug zu seinem goldenen Farbton und dem weichen fruchtigen Birnenaroma nach dem ersten Brand gelangt. Vollreife Birnenschnitze werden mit dem Birnen-Destillat vom Vorjahr übergossen, wobei sie Aromen und Farbe an den bisher wasserklaren Brand abgeben. „Beim Verkauf dieser Flaschen ist uns aufgefallen, dass norddeutsche Käufer eher die Flaschen mit den größeren Birnen, die Schwaben jedoch eher die mit den kleineren Früchten bevorzugen.“, so Sartorius. 

Auch ein zweiter Birnenbrand besticht schon im Glas durch seinen goldenen Farbton, welcher jedoch durch eine halbjährige Lagerzeit des klaren Brandes in kleinen, mild getoasteten Barrique-Fässern erzeugt wird. Um den deutlichen Unterschied selbst zu erfahren, konnten die Gäste beide Brände verkosten und zum einen die milde fruchtige Note des Brandes mit Fruchtauszug zum anderen die kernige, zart-holzige Note aus dem Eichenfass erschmecken.

Im Laufe der zweieinhalb Stunden des Weinkollegs berichtete der Referent über die Bedeutung der alten Sorte Löhrpflaume, die Herstellung von Likören und am Ende über seine beiden Kreationen, den CUTTER`S GIN und den CUTTER`S WHISKY. An diesen beiden Produkten war für die Teilnehmer des Kollegs sehr deutlich zu erkennen, wie im Hause Sartorius auch in der dritten Generation Kreativität, Mut und innovative Veränderungen zu gelungenen Weiterentwicklungen führen. Dass diese beiden jüngsten Produkte besonders den Geschmack der jüngeren Generationen träfen, konnte an diesem Nachmittag durch das Durchschnittsalter der Kollegianer und dem zustimmenden Nicken beim Verkosten widerlegt werden. Zum Schluss verriet Meik Sartorius noch, weshalb er seine beiden neuen Produkte „Cutter´s“ nennt. Sein Name Sartorius, der in Bönnigheim seit den Jahre 1624 belegt werden konnte, ist das lateinische Wort für „Schneider“. 

Sehr beeindruckt von dem lebendigen und heiteren Weinkolleg, den hochwertigen und edlen Produkten und dem Engagement der ehrenamtlichen Vinothekare für die heimischen Produkte und deren Erzeuger bedankten sich die Zuhörer beim Referenten und den Initiatoren der regelmäßigen Weinkollegs.

 

Text und Fotos:

Hannelore Tiedke

aufmerksame Zuhörer bei Meik Sartorius

Jungwinzer Tobias Schifferer hält erstes Weinkolleg in der Vinothek-Bönnigheim am 04. März 2023

Brechend voll war der kleine Präsentations- und Sitzungsraum in der Vinothek am Schloss am vergangenen Samstag. Mehr als 30 Gäste und Vinothekare hatten sich eingefunden, um das erste Weinkolleg des vierten Bönnigheimer Weinerzeugers zu erleben. Freundlich, fachlich sehr kompetent und gute Laune versprühend überzeugte er seine Zuhörer über nahezu zwei Stunden von seinen Ideen bei der Herstellung seiner auch in der Verkostung überzeugenden Weine. 


Schon im Jahr 2009, direkt nach dem Realschulabschluss, bepflanzte er seinen ersten eigenen Weinberg mit Rieslingstöcken, von denen der erste von vier Weinen, die er zur Verkostung mitgebracht hatte, als 2022er trocken ausgebaut zunächst in den Gläsern funkelte. Dass er schon so früh abgefüllt werden musste, liege daran, dass vom Vorjahr bereits alles ausverkauft sei, so Schifferer. Den Zuhörern wurde deutlich, dass bei dem Nebenerwerbs-Winzer auch das Marketing und die Qualität seiner Weine in die richtige Richtung zeigen. Zu seinem Werdegang erläuterte Schifferer, dass er nach der Schule zunächst seine Ausbildung zum Winzer bei verschiedenen Weingütern in der näheren Umgebung gemacht habe, bevor er dann in Weinsberg noch den Weintechniker aufgesetzt habe. Anschließend konnte er ein Jahr lang weitere internationale Erfahrungen auf Weingütern in Südafrika sammeln. Mit all diesem Wissen im Gepäck und einer klaren Philosophie gute Produkte herzustellen, betreibt er neben einem Bürojob und einer Arbeitsstelle bei einem anderen Weingut nach Feierabend seine zwei Hektar Weinberge alleine mit ausschließlicher Unterstützung durch seine Frau und der Familie. Schon allein hierfür bekam er Anerkennung von den Weinkollegianern, zumal auch die anderen Weinproben zeigten, wie gelungen seine Produkte sind. Seit 2015 produziert er eigenen Wein, 14 verschiedene Produkte hat das kleine Weingut inzwischen.


„Qualität soll im Wengert gemacht werden“, ist sein erstes Motto und man merkt ihm seine Leidenschaft für diesen Beruf, für die Natur und die kreativen Prozesse bei der handwerklichen Arbeit im Keller bei jeder Aussage an. Seine Rotweine, so beschreibt er den Zuhörern, lasse er in drei 300 Litern Holzfässern – von denen er den Deckel entfernt habe - mit jeweils 2,5 bis 3 Wochen auf der Maische gären, wobei er den „Maischehut“ dreimal pro Tag von Hand niederstoßen müsse. Die geschehe, damit weder Oxidation noch andere unerwünschte Prozesse diese Maischegärung negativ beeinflussten. 

 

Am Ende des Weinkollegs schaute Tobias Schifferer auf Nachfrage auch noch in die Zukunft seines Lebensprojektes. „Immer werde ich die mehrfache Belastung nicht durchhalten, das geht nur, wenn man jung ist. Sicher werde ich die zwei Hektar aufstocken und meine Kraft ganz dem Weingut widmen.“ Seine Offenheit und seine ehrliche Produktion überzeugten alle Anwesenden und der Referent konnte vom Vorsitzenden der „Freunde der Vinothek, Manfred Schmälzle, drei Weine von den anderen Bönnigheimer Weinerzeugern zum weiteren Studium als Dank für das gelungenen Weinkolleg entgegennehmen. 

 


Text und Fotos Hannelore Tiedke

eindrucksvolle Präsentation von Tobias Schifferer

Jungweinprobe für Vinothekare beim Erzeuger Heinz Kölle in Bönnigheim am 24. Februar 2023

Zur ersten Fortbildung für die aktiven Vinothekare fanden sich pünktlich um 17 Uhr am vergangenen Freitag 18 Vinothekare und Vinothekarinnen in dem neuen Präsentationsraum der Weinkellerei Heinz Kölle in Bönnigheim im Schmiedsberger Weg ein. Nachdem im für Gäste offenen Weinkolleg am 11. Februar der selbe Erzeuger schon seine frisch abgefüllten roten Cuvées den „Freunden der Vinothek“ präsentiert hatte, gab es diesmal „nur“ sechs Weißweine des Jahrgangs 2022 zu verkosten. Außerdem fand wieder
ein reger und intensiver Gedankenaustausch der 18 Vinothekare mit dem Hausherren statt.
Leider konnte diesmal kein Fasswein probiert werden, zu dessen Potenzial und weiterer Behandlungsmöglichkeiten durch den Kellermeister in den vergangenen Jahren die Vinothekare gerne mit Heinz Kölle gefachsimpelt hatten. Dennoch fanden auch in diesem Jahr wieder alle Kostproben und ganz besonders zwei neue Kreationen großes Lob und Anerkennung. Dabei zog der Vorstand des Vereins auch in Erwägung, den 2022er Riesling der Basisqualitätsweine und den 2022 Viersterne-Sauvignon-Blanc, trocken, aus der Edition Paradies in das Portfolio der Vinothek aufzunehmen.
Insgesamt enthielten die Weine des Jahrgangs 2022 deutlich weniger Säure als im vergangenen Jahr, was dem sonnigen und sehr trockenen Sommer und den warmen Herbsttagen mit richtig kühlen Nächten zur Zeit der Lese geschuldet sei, so Heinz Kölle. „Die trockenen und kühlen Nächte bringen den Trauben die Möglichkeit eine so reiche Aromenvielfalt zu entwickeln wie man sie leider nicht jedes Jahr bekommt“, beendetet der Gastgeber seine Gedanken zu diesem Jahrgang und bedankte sich bei den konzentriert mitarbeitenden Zuhörern, was diese durch einen herzlichen anerkennenden Applaus zurückgeben konnten.


Bilder zur Jungweinprobe - interessierte Gäste

Weinkolleg zum Thema “Cuvée – die Kunst der Wein-Erzeuger“ vor Ort in der Weinkellerei Kölle am 11. Februar 2023

Knapp 20 Gäste und Vinothekare konnten Heinz Kölle und der Vorstandsvorsitzende der Vinothek, Manfred Schmälzle, zum ersten Weinkolleg Ort zum Thema: “Cuvée – die Kunst der Wein-Erzeuger“ in Bönnigheim begrüßen. Viele Fragen der Anwesenden nach jeweils kurzen Ausführungen des Gastgebers führten zu einem lebendigen Austausch über diese besondere „Wein-Kunst“.

Da Heinz Kölle auch zwei von seinen drei Cuvées aus dem Jahr 2021 zum Verkosten ausschenkte, konnte die Aussage, dass heute eine Cuvée immer eine geschmackliche und qualitative Aufwertung erlesener Weine sein solle, in der Praxis erprobt werden. Auch der klassische württembergische Trollinger-Lemberger sei eine Cuvée, die beispielsweise den kräftigen Lemberger und den leichten Trollinger zu einem weichen, geschmeidigen Trinkgenuss mache, führte Heinz Kölle seine Ausführungen fort. Jedoch sollten heute mindestens drei Weinsorten in einer klassischen Cuvée enthalten sein. Im Bordeaux sind sogar bis zu 13 verschiedene Rebsorten zugelassen. 

Als besonderes Highlight hatte der Gastgeber sogar noch einen „Rohdiamanten“ zur Verkostung hergestellt. Ein Cuvée-Ansatz aus drei noch im Holzfass liegenden Spitzenweinen aus bis zu 50% reduziertem Anbau hatten die Gäste zum Schluss im Glas. Obwohl dieser „Rohling“ für Gaumen und Zunge zunächst noch ungewohnt war, erkannten die Fachleute in der Runde dennoch ein hervorragendes Potenzial für eine Spitzencuvée und bestärkten den Erzeuger auf dieser Basis unbedingt weiterzumachen. Sehr zufriedene Gäste bedankten sich nach zwei Stunden mit kräftigem Applaus und der Vorsitzende der „Freunde der Vinothek e.V.“ überreichte Heinz Kölle zum Dank zwei Cuvées von Erzeugerkollegen aus Bönnigheim zum weiteren Selbststudium.

aufmerksame Gäste bei Heinz Kölle