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Weinkollegs 2022

Weinkolleg zum Thema "Winzersekte", vor Ort in der Weinkellerei Kölle am 3. Dezember 2022

Einen schönen Jahresausklang hatten die Vinothekare und Gäste der Vinothek am Samstag in der Weinkellerei Kölle. Heinz und Svenja Kölle hatten zu einer Kostprobe von drei Winzersekten aus eigener Produktion geladen und berichteten fachkundig und sehr interessant über die Herstellung von Sekten und Schaumweinen. Sehr erstaunlich waren auch die Informationen von Svenja Kölle über die weltweite Herstellungsmenge von Schaumweinen in Höhe von zwei Milliarden Flaschen pro Jahr, wovon etwa ein Viertel in Deutschland konsumiert würde. "Hier ist Deutschland Weltmeister", so die junge Weinfachfrau.

 

Heinz Kölle, der acht verschiedene Schaumweine in seiner Weinkellerei selbst herstellt, beschrieb seinen Zuhörern zunächst die Tankgärung wie sie in großen Sektkellereien verwendet wird. Hierfür lägen die Sektgrundweine zunächst mit Hefe und Zucker versetzt und reifen für 6 Monate in Tanks, danach werden sie unter Druck in Flaschen gefüllt.

 

Er bevorzugt für seinen kleinen Betrieb die sogenannte Flaschengärung, die früher auch „Herstellung nach dem Champagnerverfahren“ genannt werden durfte.  Er baut seine Sektgrundweine selbst an- und aus. Nur so dürfen sie als Qualitätsmerkmal „Winzersekte“ genannt werden. Die filtrierten Grundweine lagern bei diesem Verfahren mindestens neun Monate in den Flaschen, die mit Kronkorken versehen wurden. Während dieser Zeit werden sie ständig gerüttelt und immer senkrechter mit dem Hals nach unten gedreht. Nur zum Degorgieren – dem herausnehmen des Hefedepots-  werden sie zu einem Fachbetrieb gebracht. Hier werden die Flaschenhälse eingefroren, der bis dahin verwendete Kronkorken wird entfernt und das Depot schießt mit ein wenig Sekt aus der Flasche. Der Verlust wird mit einer Dosierfüllung aus Grundwein oder Süßzusatz ausgeglichen. Hier kann auch noch bestimmt werden, ob der Schaumwein eher süß oder extrem trocken sein soll. Der trockenste mit 0 bis max.3g/l Restzucker ist der „Brut Natur“. Ein Sekt, der als „Trocken“ bezeichnet wird, darf 17-23g/l Restzucker haben. Nun bekommt die Sektflasche noch ihren Korken, der von der Agraffe (dem kleine Drahtgestell) gehalten wird, und geht in den Verkauf. Möglichst frisch sollte er getrunken werden und nicht länger als 2-3 Jahre gelagert werden. Eine Sektflasche muss mindestens sechs Bar Druck aushalten. Ein Autoreifen weist etwa vier Bar auf. Bei Zimmertemperatur beträgt der Druck in der Flasche leicht über sieben bar – und lässt man die Flasche an heißen Sommertagen in der Sonne stehen, kann der Druck bei vierzig Grad Celsius sogar bis auf 15 bar ansteigen.

 

Eine lebendige Diskussion schloss sich beim Thema Schaumweinsteuer, durch die der Fiskus 2018 immerhin 378Mio € eingenommen hatte, an. Hier erfuhren die Besucher, dass 1,02€ pro Flasche an den Staat gehen. Die Frage eines Kollegianers, was für ein Inhalt da drin sein könne, wenn eine Flasche im Supermarkt für 2,45€ angeboten würde, löste bei allen nur Achselzucken aus, zumal ja auch die Flasche, das Etikett und der Verschluss Geld kosten. Ein weiteres Qualitätsmerkmal erfuhren die Gäste auch durch den Hinweis, dass der Begriff „Deutscher Sekt“ anzeigt, dass nur Grundweine aus Deutschland verarbeitet wurden. Steht nur „Sekt“ auf der Flasche, können Tankladungen von Grundweinen aus anderen Ländern verarbeitet werden.

 

Zwischen diesen theoretischen Ausführungen und der lebendigen Diskussion kam auch der Genuss von drei  Winzersekten – weiß, rosé und rot – nicht zu kurz und die zufriedenen Besucher dankten Heinz und Svenja Kölle für ihre Einladung zu diesem sehr interessanten Weinkolleg mit kräftigem Applaus und einem kleinen Präsent.

 

 

Text und Foto 

Hannelore Tiedke

Letztes Weinkolleg 2022, Winzersekte

Weinkolleg zum Thema "Merlot, Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon – hochwertige Rotweine und Cuvées" mit Thomas Eberbach am 12. November in der WG Stromberg-Zabergäu

Die Vinothek Bönnigheim und der Leiter der Oenologie und Technik, Thomas Eberbach, hatten zum Weinkolleg vor Ort in die WG Stromberg-Zabergäu geladen und mehr als zwanzig interessierte Gäste und Vinothekare waren gekommen um die Präsentation hochwertiger Rotweine aus den Serien Octavio und Epos in Theorie und Praxis  zu erleben.

 

So entwickelte Thomas Eberbach, die Entstehung und Geschichte des Merlots, nachdem er den Jahrgang 2022 als im Durchschnitt guten Jahrgang –für die Premiumweine jedoch hervorragenden Jahrgang- beschrieben hatte. Merlot sei eine Kreuzung aus Cabernet Franc und der fast ausgestorbenen Sorte Madeleine Noir de Carentes und gehöre zu den sechs Rotweinsorten, welche für die Rotweine im Bordeaux verwendet werden dürften. Dies seien die Sorten Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Carméniére, Malbec und Petit Verdot.

 

„Im Flächenranking liegt der Merlot mit 266 400ha weltweit direkt hinter dem auf Platz eins rangierenden Cabernet Sauvignon, der auf 310 670ha angebaut wird.“, so der Referent ergänzend. In Deutschland sei die Gesamtanbaufläche deutlich geringer mit nur 619ha im Gegensatz zu Frankreich, wo 108 000ha Merlot angebaut würden. In Baden-Württemberg schaffe man es gerade mal auf 57ha.

 

Nach so vielen Zahlen und Informationen über diese bei uns auch aufgrund des Klimawandels stärker werdende Rebsorte war die Praxis angesagt. Die Gäste des Weinkollegs hatten inzwischen Kostproben in den Gläsern: zwei Merlots als Parallelverkostung. Ein „junger“ Merlot von 2020 wurde mit einem des Jahrgangs 2015 verglichen. Beide erhielten sehr bewundernde Kommentare, wobei der 2020er durchaus noch lange Zeit im Keller liegen dürfe, wie einhellig festgestellt wurde.

 

Es folgten zwei Bio-Weine der Sorte Cabernet Franc aus der Serie Octavio von 2019 und ein weiterer aus dem Jahr 2015. Beide sind ganz ausgezeichnete Weine, wie Vinothekare und Gäste dem Gastgeber bekundeten. Natürlich war auch hier die längere Lagerzeit durch den eleganteren Schmelz und die sehr milden Tannine deutlich zu schmecken. Zum Abschluss des Weinkollegs hatte Thomas Eberbach noch zwei Cuvées ausgesucht, wiederum von 2019 und 2015, bei denen die Sorten Cabernet Sauvignon –einer natürlichen Kreuzung aus Cabernet Franc und Sauvignon Blanc- mit mindesten 60% und der heimische Lemberger eine sehr gelungene Verbindung eingegangen sind.

 

Dass zweieinhalb Stunden in so entspannter „Lernatmosphäre“ wie im Flug vergehen können, wurde von den „Kollegianern“ mit großem Applaus und anerkennenden Worten des Vorsitzenden Manfred Schmälzle dem Referenten Thomas Eberbach bekundet.

 

Text:

 Hannelore Tiedke

Bilder aus der WGSZ

Weinkolleg zum Thema "Wasser und Wein – Bewässerung im Weinberg" mit Wolfgang Händel am 11. Juni in der Vinothek

„Wie das Wasser den Wein begleitet“, nannte Wolfgang Händel, der Referent des vierten Weinkollegs der Freunde der Vinothek Bönnigheim e.V., sein Leitmotiv für dieses Weinkolleg, aber auch für sein berufliches Leben. Händel ist nicht nur Mitglied bei den ehrenamtlichen Vinothekaren in Bönnigheim, Wengerter und aktives Mitglied in der WG Stromberg-Zabergäu, sondern auch ein exzellenter Fachmann auf dem Gebiet der Obst- und Rebenbewässerung mit einer eigenen Beraterfirma für dieses Thema. Auch hier in der Region setzen die heißen Sommer wie 2003 und 2018 den angebauten Pflanzen zunehmend deutlich zu und führen zum sogenannten Trockenstress der Reben. Erkennbar lassen die Reben die Blätter absterben, wollen nur noch die Traubenkerne zur Reife bringen, es fehlen aber die notwendigen Hefen, die Aromen sind nicht mehr vorhanden und es wird kein Zucker produziert, so dass schlechte und teilweise ungenießbare Weine entstünden.

 

Bereits vor 40 Jahren hat Händel begonnen, sich dieses wichtige Gebiet zu erschließen. Verschiedenste Bewässerungsgesellschaften hat er seither mitbegründet und berät und lehrt vor Ort die Fachleute aus dem Bereich Wein- und Obstbau in ganz Baden-Württemberg.

 

Dass die Beziehung zwischen Wasser und Wein schon in der Bibel erwähnt wird und schon den Israeliten geraten wurde „an den Bächen Wein zu pflanzen, damit er gedeiht“, brachte Wolfgang Händel auf die Idee in den ganz trockenen Gebieten der Welt zu forschen, wie dort, wo Reben angepflanzt werden, mit Dürre und Wassermangel umgegangen wird. Seine Studien führten ihn nach Südeuropa, Lanzarote, Kalifornien und Israel, wo er verschiedene Methoden der Stockerziehung ausmachen konnte, die das wenige vorhandene Wasser dennoch zu den sehr niedrig gezogen Einzelstöcken, teilweise als „Kringelerziehung“ zuleiteten. In Israel- wo in vielen Teilen extremer Wassermangel vorherrscht, wurde jedoch schon sehr früh eine technologische Bewässerungslösung entwickelt. So kommt es, dass ein israelischer Geschäftspartner Händel gegenüber die Aussage traf: „Jeder Liter Wasser, den wir zur Bewässerung verwenden, muss einmal durch den menschlichen Körper gegangen sein.“ Dass es hier farblich unterschiedliche Wasserleitungen für Trinkwasser und Brauchwasser gebe und nicht nur eine wie bei uns, sei selbstverständlich, so Wolfgang Händel.

Bei uns herrscht in der Landwirtschaft noch das üppige Grün vor, weshalb in den 70er Jahren vom deutschen Weinrecht eine Reben-Bewässerung verboten war. Gab es vor 20 Jahren bei uns in zehn Jahren mal einen heißen, sehr trockenen Sommer und auch noch schneereiche Winter, müsse heute schon von drei bis vier trockenen Sommern ohne entsprechendes „Winterwasser“ ausgegangen werden, so Händel. Ab 1993 wurde die Rechtsvorschrift zur Bewässerung von Weinbergen erstmals dahingehend gelockert, dass steile Weinberge über 30 Grad bewässert werden durften. Durch die Ertragsbegrenzungen wurde dann trotz Bewässerung nicht mehr Menge im Weinberg erzeugt und die Qualität der Weine enorm verbessert.

 

Natürlich gehören noch andere Maßnahmen zur Vermeidung von Trockenstress bei den Reben“, setzte Händel seinen Vortrag fort. Dabei komme es auf den Untergrund, das Gestein und die Begrünung zwischen den Zeilen an, um auch der Bodenerosion, die mehr und mehr durch Starkregen in den steilen Hanglagen ausgelöst wird, etwas entgegen zu setzen. Auch gelte es unproduktiver Verdunstung, die durch die Begrünung entstehen kann, vorzubeugen. „Im Laufe der Zeit werden die Reben sich teilweise anpassen und andere Weinsorten müssen hier angebaut werden“, ergänzte Händel diese Gedankengänge. Bei bestimmten bukettreichen weißen Rebsorten sei die gewünschte Qualität der Weine heute schon ohne Bewässerung nicht mehr möglich.

 

Dass die Bewässerungstechnik inzwischen mit HighTech-Filtern und Membranen ausgestattet ist, belegte der Referent an verschiedenen Modellschläuchen und deren Innenausstattung. Momentan werden bei uns maximal ein bis zwei Liter Wasser pro Quadratmeter und Tag gebraucht. Dies aber höchstens zwei- bis dreimal pro Woche in trockenen Phasen. Es gelte schließlich auch dem schonenden Wassereinsatz aus ökologischen Gründen Rechnung zu tragen. Deshalb falle das Wasser-Management und die Verantwortung für den gerechten Umgang mit der Ressource Wasser den Bewässerungsgemeinschaften und dem einzelnen Weinbauer zu. Schließlich gehe es nicht um Luxusbewässerung. Es könne auch ein Zuviel an Wasser den Reben enorm schaden und es müsse langfristig über ein Konzept zur Wasserbeschaffung z.B. aus Grundwasser, Nachklärwasser und Speicher für „Winterwasser“ nachgedacht werden. „Schließlich gehört Wasser allen und die Ressourcen müssen geschützt werden“, beendete Wolfgang Händel seinen überaus  dichten und für die 15 Zuhörer höchst anspruchsvollen Vortrag in der Vinothek in Bönnigheim.

 

Dass dies absolut kein trockenes Weinkolleg gewesen sei, bemerkte der Vorstandsvorsitzende der Freunde der Vinothek, Manfred Schmälzle, läge ganz sicher an der Lebendigkeit mit der Wolfgang Händel sein Wissen präsentiert habe und ein wenig auch an den beiden Weißweinen aus bewässerten Weinbergen, die die Gäste probieren durften.

 

Text:

Hannelore Tiedke

interessantes Thema, interessierte Zuhörer

  • Trockenstress an den Reben

  • Trockenstress

  • Schlauch für die Tropfbewässerung und sein Innenleben

Weinkolleg zum Thema "Cuvées" mit Albrecht Hauber am 7. Mai in der Vinothek Bönnigheim

„Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“

 

Mit diesem Zitat von Aristoteles (384 – 322 v. Chr.), dem großen antiken Philosophen und Begründer der abendländischen Wissenschaft, hatte Albrecht Hauber, der Referent des dritten Weinkollegs bei den „Freunden der Vinothek Bönnigheim“ seinen Vortrag über Cuvées überschrieben.

Im vollbesetzten Präsentationsraum der Vinothek am Schloss in Bönnigheim freuten sich 22 Gäste und Vinothekare, dass der ehemalige Vorstand der WG Stromberg-Zabergäu und langjähriges Mitglied im Verein der „Freunde der Vinothek Bönnigheim“ diesen Fortbildungsvortrag angeboten hatte. Der Vorstandsvorsitzende der „Freunde der Vinothek“, Manfred Schmälzle, hatte für die Verkostung drei Cuvées der Bönnigheimer Weinerzeuger Dautel, Kölle und der Weingärtnergenossenschaft ausgesucht, um die Cuvée-Theorie auch praktisch erfahrbar zu machen.

„Es heißt DIE Cuvée und nicht der Cuvée“, begann Albrecht Hauber seinen Vortrag und wies damit auf die Herkunft des Begriffes aus dem Französischen hin, wobei jedoch die Wortbedeutung in Frankreich eine andere als in Deutschland sei. Während bei unseren Nachbarn nahezu ausschließlich Cuvées produziert werden und die bekanntesten und hochwertigsten Weine, z.B. der Bordeaux oder der Champagner immer Cuvées seien und sogar Grand Cuvées und Cuvée Prestige „die besten Weine des Hauses“ darstellten, haben Cuvées in Deutschland von der Wortbedeutung eher einen negativen Beigeschmack, da der Begriff „Verschnittwein“ in den Köpfen der Verbraucher eher einen Anklang von „Resteverwertung minderwertiger Weine“ oder gar „Panschen“ habe. Zurückzuführen sei dies auch auf „schwarze Schafe“ unter den Produzenten und auf den Glykolskandal Mitte der 80er Jahre, bei dem im großen Stil gepanscht und mit nicht erlaubten Zusätzen die Idee der „Vermählung verschiedener Rebsorten, Regionen, Jahrgängen zur Qualitätsverbesserung“ ad absurdum getrieben worden war.

Der Begriff Cuvée ist bei uns weder ein Qualitätsmerkmal wie in Frankreich noch ist er gesetzlich geschützt. Außerdem wird bei uns die Sortenreinheit von Weinen geschätzt und alle wollen immer wissen, welcher Wein mit welchem Prozentanteil in einer Cuvée sei. In Frankreich sind auch für die hochwertigsten Wein einfach drei oder 13 verschiedene Weinsorten zugelassen und niemand fragt bei einem Bordeaux oder bei einem spanischen Rioja nach den einzelnen Bestandteilen. Das Ziel  beim Verschneiden von Weinen ist es einfach, die Qualität des fertigen Produktes zu erhöhen.

Dass auch dies bei uns kommen wird, ist sich  Albrecht Hauber sicher. Ein Grund seien u.a. die neuen Rebsorten -besonders die Piwi-Neuzüchtungen-, die im Biowein-Bereich erstaunliche Kreationen erwarten lassen. Jedoch hat Württemberg auch eine Cuvée-Tradition mit dem Trollinger/Lemberger, kurz TL, und dem „Schillerwein“, an dem Hauber den Hintergrund des „gemischten Satzes“ erläuterte.

 

Besonders jedoch zeigt sich eine zunehmende Akzeptanz der Cuvéeweine bei den sehr hochwertigen Spitzenweinen. Immer mehr werden die exzellenten Kreationen der Kellermeister, die nicht nur handwerklich perfekt sind, sondern auch die Kunst der Vermählung bester Weine aus verschiedenen Sorten, Lagen und Fässern verstehen, bei den Weinkennern und Weingenießern längst anerkannt und geschätzt. Referent und Zuhörer waren sich zum Ende des Weinkollegs einig: Es muss nicht immer der sortenreine Wein sein, denn auch hier gilt: Eine Cuvée ist immer mehr als die Summe ihrer Teile.

kurzweiliger und informativer Vortrag von Albrecht Hauber

Entsäuerung von Weinen - Zweite Fortbildung für Vinothekare im Weingut Kölle am 8. April 2022

Kellermeister Heinz Kölle, Bönnigheim, erklärt Vinothekaren Entsäuerungsmethoden in der Weinherstellung am Beispiel des Jahrgangs 2021

 

21 aktive Vinothekare hatten sich am vergangenen Freitag in der Weinkellerei Kölle zur Verkostung des bisher noch in Tanks und heimischen Eichenfässern befindlichen Jahrgangs 2021 eingefunden und lauschten gespannt dem Vortrag von Heinz Kölle Junior zu den Methoden der Weinentsäuerung im Hause Kölle. Unterstützt wurde der Kellermeister dabei von seiner Tochter Svenja, die ihren Abschluss zur Oenologin mit Bravour bestanden hat und nun ganz in den elterlichen Betrieb eingestiegen ist.

Gemeinsam hatten Vater und Tochter die 4 Doppelkostproben ausgewählt. Mit einem Hinweis auf die Witterungsbedingungen in 2021 und das dadurch in den Keller gelangte Lesegut begann Heinz Kölle seinen fachlich sehr kompetent ausgearbeiteten Vortrag.

Heute sind möglich die chemische Entsäuerung mit Kalk und der mikrobielle Abbau der Äpfelsäure[1], auch biologischer Säureabbau genannt. Jedoch sind diese Methoden zeitlich begrenzt und nur einmal zulässig. In der Weinbauzone A, zu dem ganz Deutschland außer Baden und somit auch Württemberg gehört, muss dieser Prozess vor dem 16. März des unmittelbar auf die Lese folgenden Jahres abgeschlossen sein.

Die traditionelle und seit Jahrhunderten verwendete Methode zur Reduktion der Säure ist die chemische Entsäuerung durch Kalkzugabe. Diese erfolgt durch Zusatz von reinem, kohlensaurem Kalk (Calciumcarbonat). Bei dieser einfachen Entsäuerung wird die Äpfelsäure  aber nicht vermindert und die eigentlich gewünschte mildere, weichere Weinsäure wird reduziert. Besser sei da die sogenannte Doppelsalzentsäuerung, bei der nur eine Teilmenge des Weines reduziert wird. Später erfolgt dann der Rückverschnitt.

Anschließend erläuterte Heinz Kölle an der ersten Kostprobe an einem Riesling und einem Sauvignon Blanc, die vom Hause Kölle bevorzugte Methode des biologischen Säureabbaus durch Zusatz von natürlichen Bakterien, welche die schärfere Äpfelsäure in die mildere und gewünschte Weinsäure umwandelt. Allerdings sei der Zusatz solcher Starterkulturen, so Kölle weiter, „ein höchst diffiziler Prozess, der von uns exakte Berechnungen, genaueste Beobachtung des Reduktionsvorganges und eine Menge Erfahrung verlangt.“ Sehr schnell könne hierbei auch ein „Fehlergebnis“ entstehen. An einem schon teilweise abgefüllten Weißburgunder und einem sanft rosé schimmernden Blanc de Noir aus Pinot Meunier und Lembergertrauben konnten die Kursteilnehmer schmecken, dass hier der Säureabbau richtig gut gelungen ist.

Auf Nachfrage aus der sehr lebendigen Runde vertiefte Heinz Kölle die Methode der Doppelsalzentsäuerung, bei der zu gleichen Teilen sowohl die Äpfelsäure als auch die Weinsäure abgebaut wird. Später müsse dann der Kalk wieder abfiltriert werden. Die Entsäuerungsprozesse sind in der Kellerei Kölle abgeschlossen und die Ergebnisse konnten in den letzten beiden Doppelproben der Rotweine „Samtrot und Schwarzriesling“, sowie „Spätburgunder und Cabernet Sauvignon“ von den Vinothekaren bereits probiert werden. Von der letzten Sorte war es der erste Wein des „Jungfernertrages“, der erst von vier Jahren gepflanzten Reben. Joachim Mann dankte im Namen aller Vinothekare den Gastgebern Kölle für die gelungenen Fortbildungsveranstaltung und die kulinarischen Begleiter der Weinproben.

 

Hannelore Tiedke

Weinkolleg in der Vinothek des Weingut Kölle

Weinkolleg zum Thema "Piwi-Neuzüchtungen" mit Harald Hammel vom LVWO in Weinsberg am 02. April 2022

Sehr kurzweilige, interessante und besonders lebendig vorgetragene und durch interessierte Fragen und Diskussionsbeiträge gestützte zwei „Unterrichtsstunden“ erlebten die Gäste und Vinothekare der „Freunde der Vinothek e.V.“ am letzten Samstag in der Vinothek am Schloss in Bönnigheim.

Von der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt Wein- und Obstbau (LVWO) Weinsberg referierte Harald Hammel, der seit Beginn des Jahres 2022 für den Fachbereich Rebsorten und Züchtung tätig ist und hier die Klonselektion und die Erhaltungszüchtung mitbetreut. Das Thema lautete: „Piwi-Neuzüchtungen - Hintergründe und Ausblick“.

Sein Fachvortrag erreichte sowohl die Fachleute unter den Zuhörern wie auch die an der Weinbauentwicklung interessierten Gäste durch seine Tiefe in den Fakten und die Anschaulichkeit der mitgebrachten Fotos über die handwerkliche Arbeit der Züchtung resistenter Weinsorten. Außerdem hatte Harald Hammel zwei Piwi-Kostproben mitgebracht, sodass ein roter und ein weißer pilzwiderstandsfähiger Wein verkostet werden durfte.

Nach einem ausführlichen historischen Rückblick auf das Mehltau- und Reblaus-Desaster, das durch aus Amerika eingeführte Wildreben und deren  Kreuzungen Mitte des 19.Jahrhunderts in Europa etwa ¾ der Rebfläche und viele Existenzen vernichtete, vermittelte Hammel seinen Zuhörern die Lösungen aus der Krise. Handels- und Einfuhrverbote, Bodenentseuchungen mit Schwefelkohlenstoff und eben die Kreuzungs- und Hybridzüchtungen in den jeweiligen Weinforschungsanstalten der Länder führten letztlich europaweit zu der Idee möglichst widerstandsfähige Weinsorten, die auch hervorragend schmecken sollten, wenig Arbeit im Weinberg machen und nahezu ohne Spritzmittel auskommen sollten, züchten zu wollen. „Die Eier-legende-Wollmilchsau“, wie Hammel dieses utopische Ziel nannte, sollte entwickelt werden.

Dass ein solcher Prozess aber unvorstellbar lange dauert, machte der Referent an den Sorten „ „Regent“ und der erst seit zwei Jahren zugelassen Weinsberger Züchtung des „Sauvitage“ deutlich. Der Regent wurde bereits 1967 am Institut für Rebenzüchtung im Hofgut Geilweilerhof bei Landau in der Pfalz gekreuzt und erst im Jahr 1997 zugelassen. Der Sauvitage wurde 1988 in Weinsberg gekreuzt und wird nun seit zwei Jahren auch in unserer Region an- und ausgebaut.

Das Verkosten solcher „Rohdiamanten“ war für die Besucher des Weinkollegs eine beeindruckende Erfahrung. Der „Sauvitage“ benötigte beispielsweise im vergangenen Jahr nur zwei Spritzungen, während andere Sorten witterungsbedingt zehn bis 12 Spritzungen erhalten mussten.

Mit beeindruckend anschaulichen Zahlen und der Frage, weshalb wir Piwi-Weinsorten brauchen, leitete der Referent seine abschließenden Gedanken ein. „Von der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland nimmt der Weinbau nur 1% ein, verbraucht aber 14% der Pflanzenschutzmittel!“, begann Hammel sein Resümee. Außerdem werde im Norden der USA schon etwa 25% der Rebfläche mit Piwi-Sorten bestockt, Ungarn, das Baltikum und Südtirol seien dabei etwa 10% der Rebflächen für Piwi-Weine zu nutzen, sogar Frankreich habe vor kurzem vier neue Sorten zugelassen und den ersten Piwi-Wein, den „Voltis“, in der Champagne sogar für die Champagnerproduktion zugelassen. Die Erkenntnis, dass Deutschland und besonders auch die Weinbauregion Württemberg diese Trendwende nicht verschlafen dürfe, war allen Anwesenden nach dieser beeindruckenden Lehrstunde mehr als deutlich geworden.

Lang anhaltender Applaus, zufriedene Zuhörer und die vom Vorsitzenden Manfred Schmälzle überreichten zwei Bönnigheimer Bio-Weine, sowie eine Flasche Cabernet-blanc, einem köstlicher Piwi-Sommerwein, waren das verdiente Dankeschön der „Freunde der Vinothek“ an ihren Referenten Harald Hammel.

 

Text: Hannelore Tiedke

Interessanter Vortrag zum Thema PIWI-Neuzüchtungen

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  • © Ursula Körber
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Jungweinprobe für Vinothekare in der WG-S tromberg Z abergäu am 18. März 2022

Das neue Firmenlogo „SZ“ wird am rechten Rand der neuen Etiketten der Weingärtnergenossenschaft Stromberg-Zabergäu auch auf den Weinen des Jahrgangs 2021 zu finden sein. Darauf wies der Referent des Abends, Kellermeister und Oenologe Michael Schiefer, in seinen Einführungsworten an diesem Fortbildungsabend die 23 anwesenden Vinothekare der „Freunde der Vinothek“  hin.

Bereits abgefüllte Jungweine aber auch Kostproben der Weine, die sich noch in den Fässern und Tanks befinden, gehören zu dieser inzwischen sehr lieb gewonnenen Tradition der Jungweinprobe für die „Freunde der Vinothek“ in Bönnigheim. Seit der Gründung des Vereins „Freunde der Vinothek“ im Mai 2008 wurden die aktiven Vinothekare, die an rund 40 Wochenenden in der Vinothek am Schloss in Bönnigheim ehrenamtlich ihren Dienst versehen, von der Weingärtnergenossenschaft zum zwölften Male nach Bönnigheim in die Kellerei eingeladen. Am vergangenen Freitag konnte diese Veranstaltung nach zwei Jahren Pause erstmals wieder stattfinden.

15 Jungweine und ein Gläschen „Fantasy Secco Weiss“ als Auftakt waren von Michael Schiefer für diese Fortbildung zusammengestellt worden. An seiner Seite klärte Wolfgang Händel, selbst Wengerter und Mitglied der Genossenschaft über die Witterungsbedingungen des Jahres 2021 und die Schwierigkeit bei der Ernte wirklich reifes Lesegut in den Keller zu bekommen auf. Besonderes Augenmerk musste in diesem Jahr auf die phenolischen Bestandteile der reifenden Trauben gelegt werden, weil diese sich in der Schale der Trauben befinden und die Farbe des Weines ausmachen. Da in 2021 durch die späten Fröste die Blüte später war und viel Regen fiel, gab es vermehrt Pilzbefall und sowohl die physiologische Reife -auch Aromareife genannt- als auch die phenolische Reife setzten später als in den Jahren davor ein. So waren die Kellermeister sowohl mit einem recht hohen Säuregehalt als auch mit dem blassen Farbton der Weißweine konfrontiert. Glücklicher Weise konnte die Lesezeit vielfach nach hinten geschoben werden, so konnten die kühlen Nächte im Herbst mit den folgenden sonnig-warmen Tagen die Aromenreife der Trauben noch deutlich anheben. Allerdings war die Lese ein Balanceakt für die Wengerter zwischen drohender Fäulnis, erwartetem Fruchtfliegenbefall und der Handauslese manchmal fast mit der Pinzette. Hier dankte Michael Schiefer seinen Wengertern für die professionelle Arbeit mit ihren Lesehelfern und dem wirklich sehr hochwertig eingebrachten Lesegut.

Ein weiterer Aspekt des Abends waren die neuen Piwi-Sorten wie z.B. die pilzwiderstandsfähige Neuzüchtung der Sorte „Sauvitage“ der Landesversuchsanstalt Wein- und Obstbau (LVWO) in Weinsberg. Sie wurde bereits 1988 aus einer Kreuzung aus Riesling und Grauburgunder und einer Kreuzung aus Sauvingnon blanc, Riesling und einer asiatischen Rebe aus dem Amurtal an der Grenze von Russland und China gezüchtet. Erst seit April 2020 ist die Rebsorte „Sauvitage“ vom Bundessortenamt saatgutrechtlich zugelassen.

Solch interessante Inhalte begleiteten die Verkoster durch „feine Eleganz“ versus „unkomplizierte Trinkfreude“ oder durch „Tiefe und Präsenz des Weins“ versus „Veredlung im Holz“ wie Kellermeister Schiefer seine Kostproben überschrieben hatte. Ohne das von der WG spendierte kräftige Vesper, für das sich der Vorstandsvorsitzende bei den Referenten Händel und Schiefer auch mit einem „süßen Gruß“ im Namen der „Freunde der Vinothek“ für den Abend bedankte, wäre diese umfangreiche Verkostungsarbeit nicht zu schaffen gewesen.

 

Eine äußerst kurzweilige und sehr gut vorbereitete und präsentierte Jungweinprobe von fast dreieinhalb Stunden ging mit einem Highlight aus dem Keller zu Ende. Michael Schiefer schenkte den Vinothekaren zum Schluss sein „jüngste Kind“, einen edlen Syrah, in die Gläser wie es ihn wohl nie zu kaufen geben wird. Nur 900 Liter aus dem Jahrgang 2020 liegen in vier kleinen Barrique-Fässern und verzauberten die Gaumen aller Verkoster, von denen sich die meisten sich diesen sortenreinen Syrah gerne in ihre Keller legen würden. Immerhin ist die Sorte „Syrah“ in Frankreich eine der bedeutendsten Rotweinsorten – meist für den Verschnitt- und zählt zu den weltweit am stärksten expandierenden Rebsorten, nicht nur durch den Klimawandel bedingt.

 

 

Text: Hannelore Tiedke

 

Jungweinprobe in der Kellerei

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Weinkolleg zum Thema "Weinbergarbeit im zeitigen Frühjahr" mit Albrecht Hamm am 5. März 2022

Unter diesem Motto trafen sich ca. 25 Vinothekare und interessierte Besucher am sonnigen 05. März zum ersten Weinkolleg des Jahres im Weinberg von Albrecht Hamm, zu dem die Freunde der Vinothek Bönnigheim e.V. eingeladen haben. Der vor drei Jahren unterhalb der Florianshütte mit Rieslingreben bestockte Weinberg hat sich für dieses außergewöhnliche Weinkolleg ideal angeboten.

Zum Beginn wurde aufgezeigt, wie die Neuanlage entstanden ist. Pfropfreben und Stahlpfähle wurden hier in gleichmäßigem Abstand nach Geodaten maschinell von einem Lohnunternehmen eingesetzt. Die Drähte haben verschiedene Aufgaben, wie zum Beispiel das fixieren der Reben, als Biegedraht oder Stützdraht zum Anbringen der Tröpfchenbewässerung.

Eindrucksvoll wurde erklärt, wie der Weinberg gehegt und gepflegt werden muss. Wichtig für das Gedeihen der Pflanzen ist die Beschaffenheit des Bodens, die regelmäßig kontrolliert wird. Die mit einem Bohrstock entnommenen Bodenproben werden im Labor untersucht und der Winzer erhält dann je nach Beschaffenheit des Bodens eine entsprechende Düngeempfehlung. Grundsätzlich wird im Weinberg nachhaltig gearbeitet. Gedüngt wird mit Stickstoff, Phosphor und Kali. Der Winzer führt eine Kartei, in der festgehalten wird, welche Dünger in welcher Menge in den Boden kommen.

Ein anderes wichtiges Thema ist die Bodenbearbeitung zwischen den Rebenzeilen die ausnahmslos maschinell erfolgt. Albrecht Hamm bevorzugt zur Bepflanzung in jeder zweiten Gasse eine spezielle Bienenmischung mit verschiedenen Beikräutern, die zusammen mit dem Rebschnitt als Dünger und Stickstofflieferant in den Boden eingearbeitet werden. Die Begrünung schützt außerdem davor, dass der Boden bei Starkregen weggeschwemmt wird.

Das letzte Thema war der Rebschnitt und das Biegen. Hier werden unterschiedliche Methoden angewandt die er praktisch aufgezeigt hat. Neben dem klassischen Halbbogen der in der Regel nach links und rechts gebogen wird, findet der Flachbogen die häufigste Anwendung. Eher selten ist die Umkehrerziehung, bei der die Reben nach unten wachsen.

Beim Rebschnitt wird bereits durch die Anzahl der Augen an der Fruchtrute darauf geachtet, dass der Ertrag nicht zu hoch - und der Rebstock nicht zu sehr gestresst wird. Wichtig ist auch ein glatter Schnitt mit einer scharfen Rebschere, damit wird an der Schnittstelle der Pilzdruck minimiert.

Während des Weinkollegs gab es, passend zum Weinberg, eine Verkostung verschiedener heimischer Rieslingweine, Deutschlands bedeutendster Weißweinsorte. Vom Qualitätswein bis zur Exklusiv-Serie, ausgebaut im Holzfass, reichte die Palette. In Kombination mit den selbst gebackenen leckeren Köstlichkeiten von Susanne Hamm erlebten die Teilnehmer einen wahren Gaumenschmaus.

Der Vorsitzende der Freunde der Vinothek Bönnigheim, Manfred Schmälzle, bedankte sich unter dem Beifall der Teilnehmer bei Albrecht Hamm und seiner Frau für das sehr informative Weinkolleg mit einem kleinen Präsent.

Einblicke in die Weinbergarbeit

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Weitere Informationen

 

Vinothek am Schloss
Schlossstraße 35

74357 Bönnigheim

Tel. 07143-830759

Öffnungszeiten 

Sa. und So. 13 - 17 Uhr

und nach Absprache