Sehr gut besucht fand das letzte Weinkolleg des Jahres 2023 am ersten Adventswochenende in der Vinothek in Bönnigheim statt. Albrecht Hauber, Vereinsmitglied bei den „Freunden der Vinothek Bönnigheim e.V.“, berichtete aus seinem langjährigen, umfangreichen Erfahrungsschatz als geschäftsführendem Vorstand der heutigen WG-Stromberg-Zabergäu. Seinen Vortrag eröffnend bekannte der Referent, dass die Vorbereitung eine Mammutaufgabe gewesen sei, zumal in den letzten 40 Jahren die Anzahl der Weinwettbewerbe in Deutschland „fast inflationär gestiegen“ sei.
Um hier ein wenig Licht in den Dschungel von Prämierungen zu bringen strukturierte Hauber zunächst sehr allgemein in die drei Kategorien: produktspezifische, betriebsspezifische und personenspezifische Auszeichnungen. Immerhin gibt es vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft eine Auflistung aller anerkannten Auszeichnungen und Gütezeichen. Das heißt aber auch, dass es unüberschaubar viele nicht anerkannte Prämierungen und Auszeichnungen gibt, die dann aber auf den Etiketten der Weine auch nicht verwendet werden dürfen. Wohl aber für die Werbung für den Betrieb. Zur Liste der 28 anerkannten Institutionen gehören Ministerien, Weinbauverbände der verschieden Weinregionen Deutschlands, aber auch renommierte Fachzeitschriften und Verlage, die insgesamt 45 Weinauszeichnungen in ihren Veranstaltungen ausloben und durchführen.
Im zweiten Schritt erklärte der Referent die möglichen Prüfsysteme. Am bekanntesten sein ein einheitliches 5-Punkte-Schema wie beispielweise bei der QbA-Prüfung als Landesprämierung. Vorbedingung für die zu prüfenden Weine sind hier Farbe, Klarheit und Qualitätsstufe. Sind diese Kriterien erfüllt, werden in Blindverkostung durch fünf Prüfer, von denen einer immer ein Laie ist, die Weine nach Geruch, Geschmack und Harmonie bewertet. Die Fachleute hierzu haben alle einen Prüferpass, für den sie nach einer Sensorikschulung eine Prüfung ablegen mussten. Es werden nun maximal 5 Punkte pro Wein vergeben, wobei ein Punkt fehlerhaft bedeutet und danach die Notenscala befriedigend, gut, sehr gut und ausgezeichnet angewendet wird. Deutlich differenzierter sei das 100-Punkte-Schema, nach dem die meisten großen, auch internationalen Prämierungen, vorgehen. Die DLG-Bundesspreis Prämierung -die es schon seit 1951 gibt- arbeitet damit, aber auch der Vaihinger Löwe, der jedes Jahr die besten internationalen Lemberger trocken prämiert. Bekannt sind auch Weinführer und Weinkritiker verschiedener Verlage wie Vinum, Robert Parker, Gault Millau, Falstaff u.a. Hier erfuhren die Gäste, dass noch niemals ein Wein mit 100 Punkten ausgezeichnet worden sei, da er dann absolute Weltklasse, sehr selten, ein rarer Top-Wein und aus allerbestem Jahrgang sein müsse.
Nach vielen weiteren Beispielen und einer regen Beteiligung der Weinkollegianer beschloss Albrecht Hauber nach eineinhalb Stunden seinen Vortrag mit den Gedanken zum Nutzen von Auszeichnungen für die Betriebe und der Frage, wohin eine solche Inflation von Preisen und Prämierungen auf Dauer führen wird, zumal fast jährlich neue Veranstalter hinzukommen, wie die Berliner Weintrophy, bei der seit 2004 jährlich mehr als 14.000 internationale Weine aus 40 Ländern verkostet und geprüft werden. Da war so mancher Weinkollegianer froh, dass es während dieses Dezember-Weinkollegs nur zwei edle Lemberger von Bönnigheimer Erzeugern zu verkosten gab, deren Qualitäten aber bei jeder Prüfung einen Preis verdient hätten. Sichtlich erschöpft von den vielen Zahlen und Fakten bedankten sich die Gäste mit großem Applaus und einem kleinen Weinpräsent bei Albrecht Hauber.
Text: H. Tiedke Fotos: H. Tiedke/M.Schmälzle